Zwischentöne - Bettina Wulff - Notruf Mirjam.

Mein Handy klingelt, es ist 3.21 Uhr. „Hallo, hier ist Notruf Mirjam, wie kann ich helfen?“ So beginnt jedes Gespräch an der Hotline. Wir sind zwölf Frauen im Team, übernehmen ehrenamtlich Dienste. Das Notruftelefon ist ein Hilfeangebot für Schwangere und Mütter in schwierigen Lebenssituationen. Wir hören zu, sind überzeugt, dass es für jedes Problem einen Lösungsweg gibt.

Die junge Frau am Telefon redet mit gedämpfter Stimme, muss weinen. Sie hat einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ist. Sie ist siebzehn, in der Ausbildung, wohnt noch zuhause.

Und ihre Eltern sind sehr streng. „Die schmeißen mich raus und mein Freund trennt sich bestimmt, wenn ich ihm sage, dass ich schwanger bin.“

Wir besprechen, dass sie gleich am nächsten Tag bei einer Beratungsstelle einen Termin vereinbaren kann. Mit dieser Perspektive beenden wir das Gespräch, sie klingt nicht mehr ganz so verzweifelt. Mittlerweile lebt sie mit zwei Kindern in der eigenen Wohnung, hat ihre Ausbildung beendet.

Frauen in schweren Situationen zu helfen, dafür schlägt mein Herz. Es ist ein bleibender Schlüsselmoment, Hilfe zu erfahren, wenn man nicht mehr weiter weiß. Mein innerer Antrieb sind die Erfahrungen aus meiner Zeit als Alleinerziehende. Inzwischen arbeite ich auch beruflich für Notruf Mirjam. Es fühlt sich für mich an, wie angekommen sein: Als Frau - und als Christin.